Musik schafft Harmonie und Wohlstand

Im „Wilhelm Meister“ lässt Goethe den jungen, ganz vom Zauber des Theaters erfüllten Wilhelm fragen: „Ist denn alles unnütz, was uns nicht unmittelbar Geld in den Beutel bringt?“

Diese von Goethe konstatierte Alternative „Kultur oder Geld“ besteht zum Glück nicht pauschal, zumindest wenn man sich auf den Sektor Musik begibt.
Zunächst ist es sicher nicht Sinn und Zweck der Musik, der Gesellschaft wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen. Trotzdem: Sie tut es, als „Kollateralnutzen“!
Folgende Wirkungen lassen sich feststellen:

(1) Menschen, die Musik pflegen und aus ihr Kraft schöpfen, sind physisch und psychisch stabiler. Sie halten dem Berufsstress – seien es Lehrer oder Personen in anderen Stressberufen – erfolgreicher stand. Statistisch gesehen bedeutet das weniger Burn-out-Effekte, weniger Frührentner. Also längere Arbeitsphasen, weniger Ausgaben für Ärzte, Medikamente, Reha´s oder Psychotherapeuten.

(2) Musik macht intelligent und begünstigt vor allem das vernetzte Denken, das in den heutigen Berufen an Bedeutung gewonnen hat. Folge: Überdurchschnittliche Leistung im Beruf, Eignung für Führungspositionen..

(3) Musik schafft Harmonie in allen Arten von Gemeinschaften, vor allem auch in Schulklassen: Die Kinder werden höflich, friedfertig und arbeiten auch ausdauernd und konzentriert. Würde man, wie zu Großvaters Zeiten, in den Klassen durch Singen und Musik menschliche Wärme herstellen, so würde sich die stetige Forderung nach kleineren Klassen erübrigen: Hätten die Lehrer ein gründliche und pädagogisch ausgerichtete Musikausbildung, wozu auch Chorleitung und physiologische Stimmpflege (die aus Unvermögen nirgends gelehrt wird) gehören, ließe sich die Schülerzahl verdoppeln.

(4) Berufsversager und sozial auffällige Menschen würden weitgehend schwinden. Dadurch würden dem Staat Arbeitslosengeld, Kosten für soziale Rehabilitierung und schließlich polizeiliche und juristische Maßnahmen erspart.

(5) Nicht zuletzt würden seelisch reife Menschen – reif durch Kultur – den
manipulierten überzogenen Konsum ignorieren. Das Resultat wäre ein maßvollerer
Umgang mit den Resourcen unseres Planeten.

Zu Punkt 3 kann ich ein Erlebnis als Gymnasiallehrer berichten:
1982, zum Schuljahresende, plante ich den üblichen Chorausflug. Wir fuhren mit einem „Doppeldeckerbus“ – es waren 70 Kinder bzw. Jugendliche – zur Schlossbesichtigung auf die Herreninsel im Chiemsee. Bevor ich die Eintrittskarten besorgte, ließ ich die jungen Leute zum Abzählen in Viererreihen aufstellen. Ein Ordner fragte mich: „Wo sind denn da die Lehrer?“ Ich gestand, dass ich die einzige Aufsichtsperson sei. „Dann müssen das schon besondere Kinder sein“, lautete sein Kommentar. Die „besonderen Kinder“ waren eben die pflegeleichten Chorsänger.

© Dr. Franz Brandl

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