Wege zum Singen

Dr. Franz Brandl, der künstlerische Leiter des Amadeus-Instituts e.V., wartet immer noch auf „den Ruck, der durch Deutschland gehen muss“ (Formulierung von Roman Herzog).

Dank des jahrzehntelangen Bemühens von Presse und Verbänden kennt praktisch jeder kulturaffine Bürger die Crux und wünscht, dass unsere Kinder (und Erwachsenen !) wieder mehr singen. Nur hinsichtlich der „Leistungserbringer“ ist man an verantwortlicher Position noch nicht fündig geworden. Fündig wurde man nur insofern, als jeder der Ansicht ist, das sollen „die Anderen erledigen“. Somit bleibt nur der Appell und die Hoffnung, dass möglichst viele zu „Anderen“ werden.

In der derzeitigen Strategie und Pädagogik findet Brandl jenen „roten Faden“, der in die Irre führt. In sämtlichen Schultypen und vor allem an den Universitäten wird viel geredet, gelesen, geschrieben und bewertet. Die so „ausgebildeten“ Leute können dann leider keine Stimmen bilden, keine Lieder vermitteln noch diese an einem Tasteninstrument begleiten. Beispiel: Wer kann heute noch die deutsche Nationalhymne mit den von Joseph Haydn komponierten Akkorden in C-Dur, D-Dur, Es-Dur und F-Dur begleiten? Vor 80 Jahren konnten das die Lehrer noch, und darüber hinaus noch viel mehr.

Vita und Wirken von Brandl zeigen den wohl erfolgversprechenden Weg:

zuerst muss man seine praktischen musikalischen Fähigkeiten entwickeln. Daraus gehen dann die theoretischen Kenntnisse hervor, die wiederum an der Praxis ihre Tauglichkeit beweisen müssen. Der kleine „Franzl“ (Brandl) besaß eine ausnehmend schöne Kinderstimme und gab schon als Dreijähriger kleine Konzerte mit Volksliedern. Später dann entwickelte er sich – neben seiner Tätigkeit als Physiker – zum Chorleiter und Stimmbildner. Kevin Conners AMIAuf dieser „Basis“ kam er in die Lage, Stimmforschung zu betreiben, die dann wiederum seinen Gesangsschülern zugute kam. Nach wie vor schöpft er Kraft und Erkenntnisse aus der musikalischen Praxis.Vor mehr als 40 Jahren gründete er den Münchner Madrigalchor, der regelmäßig viel beachtete Konzerte im In- und Ausland gibt. Als Schwerpunkte des Chors kann man osteuropäische und südamerikanische Chormusik und Folklore nennen.

Am 5. Januar 2014 veranstaltete dieser Chor in der Münchner St.Peters-Kirche ein Konzert mit südamerikanischen Weihnachtsliedern und der „Misa Criolla“ von Ariel Ramírez, das auch für den Chor zu einer „Sternstunde“ wurde. Mitverantwortlich für den Erfolg war die hinreißende Interpretation der Tenorpartie durch den Kammersänger Kevin Conners (Bayerische Staatsoper).

 

Axel Schlesier, München

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