Agenda II : Das Amadeus-Institut

Amadeus-Institut : Agenda II

Schulen und Lehrer – Die derzeitige Situation (Analysen)

Wir haben – auf Grund unzähliger Gespräche – ganz den Eindruck, dass jede Bürgerin und jeder Bürger wahrgenommen hat, dass
1. kaum mehr gesungen wird
2. nichts geschieht, die verlorenen Kunst wieder aufzubauen.

Genau dieser zweite Punkt ist unser zentrales Anliegen. Die Folgen dürften – im Hinblick auf unsere Kultur – verheerend sein. Da aber die Folgen erst nach 30 Jahren voll zum Tragen kommen, wird das Problem einfach ignoriert.

Die Chancen

Für jeden Lebensabschnitt, und vor allem für die frühen Entwicklungsphasen, gilt ein Statement der FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher:

„Das Kind ist nicht begabt, es wird begabt“

a)) Pränatale Bildung
Die Musikausbildung – und nicht nur diese – beginnt laut medizinischer Forschung sieben Monate vor Geburt des Kindes. Eine scheinbar ganz einfache Maßnahme: Die schwangeren Frauen (und die Väter!) sollten singen oder ans Singen herangeführt werden.
Diesen Vorschlag kann oder will niemand in Angriff nehmen. Auch wir, das AMI, empfehlen das „pränatale Singen“, die Durchführung bleibt allerdings den werdenden Eltern überlassen.

b)) Frühkindliche Phase (1 – 3 Jahre)
Bereits nach wenigen Monaten wird das Kind – singend – aktiv. Liegt keine genetische „Indikation“ vor, so wird das Kind noch vor seinem ersten Geburtstag einzelne Lied-Phrasen glockenrein singen (natürlich noch ohne Text).
Die meisten Eltern wagen es nicht, dem Kind vorzusingen, da sie es „selber nicht können“.
Richtig wäre: Die Hemmschwelle überwinden, dem Kind vorsingen. Ob die Eltern „richtig“ oder „falsch“ vorsingen, ist überraschenderweise sekundär: Die Kinder „korrigieren“ unsaubere und falsche Töne. Also:
Unbedenklich vorsingen, das Kind „verbessert“ die falschen Töne.

c)) Die Kindergartenphase (3 – 6 Jahre)

Hier könnte – aufs Kind abgestimmt – der „volle“ Musikunterricht beginnen:
Singen, Stimmbildung, „Klavier für den Singunterricht“
Den Lehrplan und die Unterrichtsmethoden und Unterrichtseinheiten soll das Kind bestimmen. Das Kind forscht, entdeckt, entwickelt. Der Erwachsene gibt Hilfestellungen.
So erobert sich das Kind den „Klangraum“.

d)) Die Schulen und die Lehrer
Immer, von der ersten bis zur 12. Klasse (falls das Kind ein Gymnasium besucht) sollte Musik aktiv (!) „unterrichtet“, d.h. angeboten werden. Da versagen leider alle Schultypen: In der Regel entfällt das Singen, leider auch am Gymnasium. Dieser Mangel basiert auf der fehlenden Stimmbildung ( Physikalisch-physiologische Stimmbildung nach Prof. Brandl)

Voraussetzungen für das Singen

Pädagogik:
Der Lehrer braucht die „Affinität“ zu den Liedern: Er muss Lieder und Musik
verinnerlichen. Sodann die Lieder vermitteln. Also: Lieder kennen und können.
Sodann das nötige Handwerkszeug: „Aufbau“ der Lieder aus kleinsten „Partikeln“,
Hilfen für schwierige Intervalle

Vermittlung unserer historisch gewachsenen Stimmtechnik:
Fundierte Kenntnisse und Erfahrungen in der physikalisch-physiologischen
Stimmbildung. Genaueres im geplanten Beitrag: „Traditionelle und physiologische
Stimmbildung“. Die notwendige physiologische Stimmbildung kann wohl erklärt und
beschrieben werden. „Bloßes Wissen“ bringt die Sache jedoch nicht voran. Sicherer
Umgang mit Stimmübungen und Vokalisen sind eine erste Voraussetzung. Sodann
Singen der Lieder auf geeignete Vokale und Abstimmung der Vokale auf die
Tonhöhe (mit richtiger Kehlhaltung). Der Übergang zum Textsingen ist die wohl
schwierigste Aufgabe fordert vom Lehrer die physiologischen Grundkenntnisse und
Erfahrungen.

Unterricht oder Kurse durch einen erfahrenen Stimmphysiologen und Chorleiter sind
somit durch nichts ersetzbar. Hier kann auf das Angebot von Prof. Brandl
hingewiesen werden:
Pfarrsaal von Heilig-Geist, Prälat-Miller-Weg 3
Mittwoch von 18 – 19 Uhr (Teilnahme kostenfrei!)

Liedbegleitung:
Aber gemach! Am Anfang steht die Begleitung der Stimmübungen. Dazu gibt es viele
Möglichkeiten und Hilfen, die in den Kursen des AMI geboten werden (s. oben).
Erarbeitet man dann Lieder (überwiegend noch ohne Text!), so ist im Normalfall (wohl
für 99 % der Lehrer) das Klavier (s. auch „Agenda I“) am geeignetsten. Im Gegensatz zur
physiologischen Stimmbildung kann „Klavier für den Singunterricht“ als Fernkurs
unterrichtet werden. In Kürze werde ich mich mit dieser Aufgabe befassen.

e)) Die Ausbildung der Lehrer
Der Lehrer hat weder als Kind, noch als Gymnasiast und auch nicht als Student der Pädagogik
Entscheidendes für einen effektiven Musikunterricht (Singen!) gelernt. Schließlich steht er vor der Klasse und kann
!nichts!

Was soll jetzt geschehen?

Es gibt für die Lehrer nur die Möglichkeit, sich unablässig in kleinsten Schritten zu bilden. Dem Lehrer muss geholfen werden, die zum Singen und zur Musik notwendige Zuwendung zu gewinnen. Sodann, wenn es ans Arbeiten geht; benötigt er
Zeit und
optimalen Unterricht (an dessen Planung er sich selber beteiligt)

Die beiden Kernpunkte – (1) dem Lehrer Zeit für musikalische Bildung (Bildung überhaupt) gewähren und (2) Vermittlung der Fachkenntnisse und Fähigkeiten – werden in Agenda III behandelt.

München, 23.07.2014 – Prof. Dr. Franz Brandl.

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