Profi-Fußball – Firmen – Schulen

Profi-Fußball – Firmen – Schulen

In der Wochendausgabe der SZ vom 12/13. Juli, also unmittelbar vor dem WM-Endspiel Argentinien gegen Deutschland, stand ein Interview mit Professor Wolfgang Jenewein, 45, Universität St. Gallen.
Jenewein ist Betriebswirtschaftler und arbeitet seit 2006 auch mit der deutschen Fußball-Nationalelf. Aus dem Sport zieht er Lehren für das Führen von Unternehmen.
Beschäftigt man sich in unseren Landen mit Schulen und Lehrerbildung, so kann man allen in der Bildung Involvierten nur wärmstens empfehlen, sich mit den Statements von Jenewein zu befassen, da sie auch für unser Bildungssystem richtungsweisend sein müßten.
Im Folgenden werde ich also einige grundlegende Ideen von Jenewein auf unser Schulsystem übertragen.

A) Arbeit im Team
Am Anfang der Aktion setzt sich das Team zusammen und redet darüber, was es erreichen will, was das emotionale Ziel ist, der Traum, die Vision.
Derzeitiger Stand: Die Lehrkräfte sind für eine Teamarbeit nicht geschult. Zudem wird Teamarbeit durch überzogene Kontrollen unterbunden. In der Praxis sind die Lehrkräfte eingeklemmt zwischen den Vorschriften des Ministeriums und der Schulbehörden und den überzogenen Erwartungen der Eltern (die meist glauben, alles besser zu wissen und oft selber Bildung und Erziehung haben schleifen lassen).

B) Vermittlung von Begeisterung
Was macht hier Jenewein??
Es geht um die Gewinnung eines neuen Image: „Schule“ muss mit Leidenschaft geboten werden, sie muss Kinder und Eltern begeistern. Kinder sollen stolz sein auf ihre Schule – und auf ihren Lehrer.

C) Beschreibung des Sinns
Die Frage lautet: Was bringt meine Arbeit, meine Organisation in die Welt? Also: Wie machst du etwas und warum? Heute muss der Trainer und sollte der Lehrer begründen, was eine Aktion bewirken soll. Der Lehrer sollte die „Stoff-Auswahl“ überzeugend präsentieren (der alleinige Hinweis auf den Lehrplan ist zu dürftig!) und vor allem Unterrichtsinhalt und pädagogische Methoden plausibel erklären.

D) Die Vielseitigkeit
„Heute beginnt der Angriff beim Außenverteidiger und die Verteidigung beim Stürmer“… „Gesucht ist die Intelligenz des Schwarms“.
Für den Lehrer: Er sollte alle Fächer unterrichten. Z.B. muss der Wahlzwang zwischen den Fächern Kunst, Sport und Musik beseitigt werden. Schließlich müssen Lehrer weder Spitzensportler noch Künstler sein, sondern diese Fächer effektiv unterrichten. Dies ist für jeden Lehrer erlernbar und macht zudem Freude.

E) Zukunft nicht planen, sondern entwickeln
„Gefordert ist heute Flexibilität, nicht blind wie der General den Plan durchexerzieren.“
„Die Grundfrage ist: soll der Trainer (hier Schulbehörden, Ministerium) Expeditionsleiter sein oder Puppenspieler?“
Die alte Schule lautet immer noch: kommandieren und kontrollieren. Moderne Expeditionsleiter dagegen „nehmen die Leute mit und versuchen, sie im Interesse des gemeinsamen Traums zu entwickeln“.

Voraussetzung für die neue Schule
Die Lehrer brauchen vor allem Zeit. Dazu muss überflüssiger Ballast abgeschüttelt werden und die Angst vor den „grauen Eminenzen“ wegfallen. Angst blockiert!
Lehrer müssen die Chance bekommen, kreativ zu unterrichten. Sie brauchen also Zeit und Optimismus.

Ein erster Schritt ist die

           Beseitigung der Noten und des Durchfallens

in der Grundschule.

Das ist ein komplexes Thema, das von verschiedenen Blickwinkeln aus (nicht nur in weiteren Beiträgen) gründlich diskutiert werden muss.

Windach, 27.Juli 2014

Franz Hämmerle

Bildhauer, Theologe und Musiker (Chorleiter und Solist)

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