Keine CD’s in Kindergarten und Grundschule !

Keine CD’s in Kindergarten und Grundschule
oder
Warum 3:2 nicht toleriert wird

Sie lösen sich eine teure Eintrittskarte für ein Fußballspiel FC-Bayern gegen den Verein xx und begeben sich „hochmotiviert“ ins Stadion.
Anstelle des mit Spannung erwarteten Schlagabtausches lesen Sie auf der Anzeigetafel bereits das Ergebnis:  3:2   (natürlich gewinnt Bayern fast immer!)
In der Absicht, Ihnen den „Stress“ zu ersparen und in der Annahme, dass Sie nur am Ergebnis interessiert sind, hat man Ihnen das Spiel selbst vorenthalten.

Genau nach diesem Prinzip geschieht in vielen Klassen der sog. Singunterricht.

Förderlich und notwendig wäre die Arbeit am Lied
Ein bekanntes Bonmot lautet „Der Weg ist das Ziel“.
Auf den „Weg“, dem wohl wichtigsten Element im Singunterricht, wird nämlich beim Gebrauch der CD’s verzichtet.
Wie die „Tour“ im Singunterricht tatsächlich aussehen könnte, will ich an einem Beispiel demonstrieren:
Von Willy Geisler stammt das Quotlibet „Die Geige, sie singet“.
„Quotlibet“ beschreibt ein Vokalwerk, in dem gleichzeitig verschiedene Melodien mit verschiedenen Texten gesungen werden können.
Obiges Quotlibet trägt den Untertitel „Das Orchester“: Die fünf Instrumente Geige, Klarinette, Pauke, Trompete und Horn bekommen jeweils eine bestimmte Melodie mit eigenem Text zugeordnet. Alle fünf Melodien können zusammen gesungen werden und ergeben ein harmonisches Klanggebilde. Das entstehende Akkordschema lautet:
Tonika, Dominante, Dominantseptakkord, Tonika. Während man die Melodien der drei Instrumente Klarinette, Pauke und Horn mühelos vermitteln kann, sollte man der kunstvolleren Melodie der Geige einige Aufmerksamkeit zukommen lassen: Betrachten wir den Septsprung „Sie ju-“ (sie jubelt und klinget). Diesen Sprung kann man mit einigen einfachen Tonfolgen erarbeiten, etwa:
c1-e1-g1-e1-c1 / c1-e1-g1-c2-g1-e1-c1 / c1-e1-g1-a1-g1-e1-c1 /
c1-e1-g1-a1-b1-a1-g1-e1-c1 / c1-e1-g1-b1-g1-e1-c1 (4) /
dann werden die nicht auftretenden Zwischentöne weggelassen und man bekommt die Folge
c1-g1-b1-g1-c1 / und das angestrebte Intervall: c1-b1-c1
Die darauffolgende absteigende Linie ist bereits durch Übung (4) vorbereitet: Einfach in der aufsteigenden Linie die zwei Töne e1, g1 weglassen.

 

Weitere Varianten:
Vokalwechsel: u, o, ü
Auf dem höchsten Ton (b1) stehen bleiben („Fermate“)
Auf dem höchsten Ton langsam decrescendieren
Auf dem höchsten Ton „Vokalgleiten“: etwa das „a“ oder „i“ aus dem „u“ „herausdrehen“.
Melodie schrittweise nach oben transponieren
Tempo ändern
Text erst am Ende.

Wie man sieht, kann eine CD diese vielen pädagogischen und singtechnischen Hilfen nicht bieten.

Noch eine zweite wichtige Überlegung, wohl die wichtigste:
Der singende, vielleicht auch Geige oder Querflöte spielende Lehrer bringt stets auch seine Empathie ein: Das Kind bekommt mit den „Tönen“ des Lehrers gleichzeitig Kontakt zur Lehrperson, es erfährt Zuneigung, was die Konserve sicher nicht vermag.

Diese Ausführungen sollen für Lehrerinnen und Lehrer Anregung sein, aktiv zu singen oder zu spielen.

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